Mottaker: | ALFRED VON WOLZOGEN |
Datering: | [desember 1876] |
Sted: | MÜNCHEN |
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Wenn ich bis jetzt Ihr sehr werthes Schreiben vom 24.v. M. nicht beantwortet habe, so liegt die Ursache darin, dass ich gern gleichzeitig
Die H. v. O. –
übersenden
möchte. Es ist soeben erschienen und wird in den nächsten Tagen an die verschiedenen Bühnen versandt werden.
Erlauben Sie mir denn erst meinen herzinnigsten Dank für die meisterhafte und echt dichterische
Bearb<eitung>
vom
«Brand» abzustatten. Die Bear<beitung>
ist zwar frei, aber ich glaube dass in einer Dichtung die ganze Ausdrucksweise, die Bilder und sprachlichen Wendungen eben sowohl wie die Sprache selbst übersetzt werden muss. Hätte ich meine Dichtung deutsch geschrieben, glaube ich, hätte ich sie so geschrieben, wie Sie sie wiedergegeben
haben; und gerade
das
scheint mir die Aufgabe einer
Be<arbeitung>
zu sein; ich jedenfalls wünsche keine vierte, glaube auch schwerlich, dass jemand nach Ihnen sich daran wagen wird. Sehr gern bin ich bereit, diese meine Auffassung öffentlich auszusprechen, wenn ich nur wüsste, auf welche Weise dies am zweckmässigsten geschehen könnte.
In der für mich so überaus schmeichelhaften
Vorrede finde ich über «Brand» alles ausgesprochen, was überhaupt zum
richtigen Verständniss der Dichtung nothwendig ist, und zwar in einer ebenso geistvollen wie tiefpoetischen Weise. Die Tendenz des Gedichtes habe ich nie vorher so durchsichtig dargestellt gesehen. Ueberhaupt fühle ich mich Ihnen, hochverehrter Herr Baron, für das ganze schwierige und doch so glücklich durchgeführte
Unternehmen zum höchsten Danke verpflichtet.
In Betreff der drei von Katherine Ray erwähnten Schauspiele
bemerke ich, dass
«Norma» nur eine politische Satire in dramatischer Form ist, übrigens ohne tiefere Bedeutung.
«Sankthansnatten» und
O. L. sind nicht gedruckt und werden es auch schwerlich werden. Das letztere Stück könnte ich vielleicht als Operntext verwerthen.
Was Sie über
Kaiser und Galiläer sagen, freut mich sehr; bis jetzt ist dies Doppeldrama nirgends aufgeführt worden.
Sehr begierig bin ich zu erfahren wie Sie über die H. v. O. urtheilen, und ob Sie dies Stück für S. brauchbar finden. Es wird jetzt an die Bühnen versandt; wahrscheinlich wird es zuerst in Meiningen und in München
zur Aufführung gebracht werden.
Mit nochmaliger Versicherung meiner herzlichsten und lebhaftesten Dankbarkeit zeichne ich mich, hochgeehrter Herr Baron,
Ihr verehrungsvoll ergebener
H. I.